Der Frühlingsputz und das Ich
Frühlingsputz. Ich lese allerorts, dass es an der Zeit ist, wieder einmal gründlich im Haus, in der Wohnung aufzuräumen, Platz zu schaffen. Jeden Tag zehn bis fünfzehn Minuten.
Und Ruck-Zuck ist alles prima.
Bei mir dauert aufräumen meist ein wenig länger, deswegen fange ich schon vor dem Frühling an.
Außerdem fegt da noch der Rest des eisigen Ostwindes übers Land und Grippe und Erkältungen jagen ihm hinterher. Da ist es doch zuhause am schönsten und Aufräumen ein kleines Übel (!?). Was gibt es Besseres, als mit etwas Konkretem oder vermeintlich Überschaubarem anzufangen: dem Kleiderschrank.
Gesagt, getan.
Ich greife zu dem grau-glänzenden Rock mit schwarz-weißen Kringeln und passendem grauen, schwarz-weiß kringeligem Oberteil. Die Kombination habe ich mir letztes Jahr selber zum Geburtstag geschenkt. Auffällig, wunderschön. Und zumindest habe ich mich im Laden gut gefühlt. Zuhause genügte ein schiefer Blick des Sohnes und ein niederschmetterndes „Der Rock ist aber kurz.“ Kurzum, das Ensemble habe ich seitdem nicht mehr angezogen.
Ich nehme den dunklen Hosenanzug aus dem Schrank, den ich dringend gebraucht habe, aber aus Mangel an passenden Winterschuhen noch kein Mal angezogen habe.
Ebenso ergeht es einem schwarzen Kleid mit transparenten Meshansatz und -ärmeln, das ich vor anderthalb Jahren gekauft habe und …sensationell finde. Aber ausgeführt? Nein.
Reiner Mangel an Gelegenheiten, begnadige ich mich selber, und greife mir Sekunden später an den Kopf. Was ist denn die Gelegenheit dafür? Das Kleid ist abends genauso gut zu tragen wie tagsüber. Es kommt darauf auf, ob ich mir die Gelegenheit gebe. Und das mache ich. Und zwar genau jetzt.
Ich ziehe das Schwarze an und fühle mich ….wunderbar.
Warum nur habe ich mir dieses Gefühl bisher nicht geschenkt? Dieses Mal bleibt das Ich in mir stumm. Ha, keine
Ausrede? Gut, denn morgen werde ich das Kleid im Büro anziehen. Hoffentlich werden mich die Kollegen fragen, was es für einen besonderen Anlass gibt. Die Antwort habe ich parat:
Ich bin der besondere Anlass.
So und jetzt ziehe ich den grauen Rock an, den ich eigentlich zu kurz finde und überlege mir, was ich mit ihm anstelle. Frühjahrsputz? Aufräumen? Ich habe eingangs schon geschrieben: Bei mir dauert aufräumen meist ein wenig länger, deswegen fange ich schon vor dem Frühling an.
Wie ist das bei Euch?
Gruß Eure Ines
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Hey Ines, danke für die süße Story, bei mir das Gleiche! Hab mich köstlich amüsiert! LG Gudrun