Tag 1 – Südwärts

Es ist 6.15 Uhr morgens wir fahren seit einer Stunde in der Dunkelheit. Vor uns liegen unendliche 2.777 km bis Málaga. Wir fühlen uns wie in einem großen Abenteuer. Die sonstigen Familienmitglieder sind „versorgt“ mit Skiurlaub Klassenfahrt und Projektwoche. Es sind Ferien und ich nutze auch einmal Zeit für mich. Und nun bin ich nein sind wir auf Recherchereise für unser neues Buch: „Die Suppen Andalusien“. Ines darf noch eine Stunde schlafen während ich fahre. Dann werden wir wechseln alle 2 bis 3 Stunden so unser Plan. Die Streifen der Fahrbahn leuchten und ich sitze ein wenig wie in einem Traum mit mir und der Nacht und der Autobahn. Die Sitzheizung wärmt wohlig meinen Rücken heute Morgen war es doch ziemlich kalt. Kein Wunder es ist in Deutschland eigentlich Winter bei 3 Grad Nieselregen. Heute wollen wir knapp die Hälfte der Kilometer schaffen. Unser Übernachtungsziel ist Orange eine Kleinstadt in der Provence. Den nächsten Tag werden wir in der Nähe von Barcelona halt machen. Wir sind eingeladen von Ines Freundin Loreto auf ein ganz besonderes kulinarisches Fest.

Aber Barcelona ist längst nicht unser letzter Halt. Wir wollen noch viel viel weiter wir fahren in den tiefsten Süden eben die 2.777 km nach Andalusien bis M á laga und Tarifa an den südlichsten Punkt Europas die Küste Afrikas direkt vor unseren Augen. Höhepunkt wird der 28. Februar sein der Tag Andalusiens. Wir besuchen das Dorf El Burgo in der Sierra de las Nieves zum großen Fest der Suppe der „sopa de los Siete Ramales“.

Der Gedanke sich einfach ein Flugzeug zu setzen war natürlich auch da aber nein. Wir wollen uns herantasten wie fahrende Kaufleute früher mit ihren Pferden und Kutschen. 190 Hengste galoppieren vor uns her auf der grauen jetzt langsam gut befahrenen A9. Es beginnt zu dämmern sehen kann man die Sonne leider nicht dick bewölkt ist der Himmel es beginnt zu nieseln. Ich fahre auf der linken Spur der Tacho zeigt 180 ich will hier weg.

Fahrerwechsel heißt bei uns nur kurz ausstrecken zehn Kniebeugen ein selbstgemachtes Sandwich ein Schluck Wasser. Unser Proviantkorb ist voll. Wer die Raststätten an deutschen Autobahnen kennt sorgt besser vor das gilt vor allem für Leute wie mich die kein Fleisch mehr essen. Heute heißt es Kilometer schrubben und träumen und durchhalten. Aber wir schaffen das! Mit der Zeit wird es auch auf dem Beifahrersitz unbequem und eng. Ich rutsche von A nach B und wieder zurück versuche die Beine mehr krumm als gerade auf das Armaturenbrett auszustrecken. Der Schlafwurm den mir Moritz mein Sohn freundlicherweise ausgeliehen hat dämpft mir den Kopf an der kalten Fensterscheibe ab. Sekundenweise nicke ich ein. Kurzschlaf ist sowieso das beste Heilmittel das hab ich bei Japanern gelernt.
Die Suche nach einem Rastplatz mit Kaffeebar irgendwo in der Nähe von Stuttgart belohnt uns endlich mit einem köstlichen Espresso. Frische Energie nach den vielen Baustellen die wir durchfahren mussten. Wir reden unentwegt von unseren Plänen den ganzen Vorbereitungen und ob wohl alles so klappen wird wie geplant? Was wird uns alles an Unvorhergesehenem erwarten? Wir beschließen daß wir uns genau jetzt in diesem Augenblick freuen sollten und zwar ganz tierisch. Freuen auf die kommenden Erlebnisse spannenden Erkundungen und hoffentlich immerwährenden Überraschungen. Wir finden uns selbst mutig und das macht stolz. Jeder der Alltag kennt weiß daß man hin und wider einmal den blassen grauen Schleier lüften muss.
Bei Besançon überqueren wir endlich die Grenze nach Frankreich. Wir sprechen nicht mehr viel wir funktionieren einfach. Auf unserer fünften Autobahn der A7 empfängt uns Lyon mit Starkregen in der Dunkelheit. Wir fahren seit 12 Stunden noch 2 Stunden bis Orange. Wir machen noch einmal Rast. Wir spielen mit dem Gedanken einfach jetzt das Hotel am Rastplatz zu nehmen aber das würde unseren Plan zu Nichte machen. Wir schauen uns an und stellen fest wir haben noch Reserven. Wir fahren weiter.
Orange ist eine kleine Stadt im Département Vaucluse in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Es soll hier ein beeindruckendes Theater aus der Römerzeit geben das zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Aber für uns ist es heute zu spät. Unser kleines Hotel liegt direkt neben der Autobahn. Wir schaffen noch einzuchecken und fallen wie nasse Säcke in die Betten. Ein Funke bleibt für meinen Traum vom Süden. Als ich aus dem Auto stieg war die Luft sanft und warm Zypressen und Pinien säumten den Hof. Hab ich Vögel zwitschern gehört? Ja wir sind in Südfrankreich. Die Leichtigkeit der Mittelmeerregion trennt uns nun von der Kälte des Nordens. Träumt alle schön heute Nacht …

Eure Karin